Eine skurrile Wette um die große Liebe – Interview mit Franco Bollo

In seinem humorvollen Roman Quergefönt reißt Franco Bollo seine Leser mit in ein skurriles Leseabenteuer mit einer Extra-Position Sprachwitz. Woher er seine Einfälle nimmt und wie er mit seinen Lesern in den direkten Kontakt tritt, verrät er uns heute im Interview.

LiebesbriefWie bist du zum Schreiben gekommen?
Schon als Kind beschrieb ich die Briefkästen in meiner Genossenschaftssiedlung („Wea dass list is dohv!“). Alle, bis auf den Eigenen, ich war ja nicht doof.
Einige Jahre später bewarb ich mich mit einem Liebesgedichtband für ein Mädchen aus meiner Klasse um den Pulitzer-Preis, doch er blieb mir ebenso verwehrt wie ein Treffer von Amors Pfeil.
Erst 2005, als ich mehr oder minder zufällig und freiwillig auf einem Schreibworkshop landete, begann meine literarische Leidenschaft, langsam wieder zu glühen.
Trotzdem dauerte es bis 2009, ehe ich meinen Blog www.quergefönt.de ins Leben rief. Dort veröffentliche ich seitdem kleine Geschichten voller Sehnsüchte, Humoresken, Nachdenklichem und Skurrilem, finster wie eine Neumondnacht in Ostwestfalen-Lippe, lächerlich wie die Unschuldsbehauptungen von Würstchen-Uli und grotesk wie der Aufstiegstraum von Arminia Bielefeld.
2013 gewann ich dann tatsächlich mit meiner Kurzgeschichte „Freu dich nicht zu spät“ einen Autorenwettbewerb. Doch bis zur Veröffentlichung als Roman lag noch ein langer Weg vor mir…

Du hast das Buch Quergefönt mit auf die Messe gegeben. Was macht dieses Buch besonders und für wen ist es die perfekte Lektüre?
Quergefönt schildert mit spitzfindigem Sprachwitz und rabenschwarzem Humor die Geschichte einer skurrilen Wette um die große Liebe. Darin stolpert der bärbeißige Ich-Erzähler zusammen mit Murat, seinem türkischen Kumpel, von einem Ungemach ins nächste und hält dem Leser immer wieder den lachenden Zeigefinger vors Gesicht.
Meine beiden Hauptfiguren, Murat und Ich, könnten gar nicht unterschiedlicher sein:
Buchcover Quergefönt von Franco BolloIch ist ein ganz und gar unsympathischer Protagonist, ein Stinkstiefel, ein Drückeberger und Bollerkopf. Überall, wo er kann, lässt er Murat im Stich oder haut ihn in die Pfanne. An allem, was schief geht, hat selbstverständlich Murat Schuld. Und sollte ihm wider Erwarten doch etwas gelingen, so lenkt Ich den drohenden Erfolg hinterlistig irgendwie in eine Katastrophe, um diese anschließend lauthals zu beklagen. Denn obwohl Murat sein bester Kumpel ist, ist Ich stets auf den eigenen Vorteil bedacht.
Murat ist der ehrliche Gegenpol der Geschichte, der Schwiegersohn des Lesers. Er ist eine treue Seele, ein Macher und Gutmensch. Einer, auf den sich Ich in jeder Situation verlassen kann, einer, der ihn selbstlos aus der Patsche holt, ohne dafür etwas zu verlangen (geschweige denn zu bekommen). Was auch immer Ich ihm antut, Murat ist durch nichts zu erschüttern und hält an der Freundschaft fest.
Manchmal gelingt es ihm sogar, Ich eine Nasenlänge voraus zu sein, besonders, was die Frauen betrifft. Diese Niederlage ist Ich natürlich ein Dorn im Auge…

Hast du bereits andere Bücher in Planung?
Ja, aktuell schreibe ich an „Längsgebürstet“, dem (hoffentlich) würdigen Nachfolger von Quergefönt.
Murat und ich sind darin in gewohnt aberwitziger Manier in einen handfesten Wettskandal verwickelt…
Außerdem möchte ich schon lange ein Fabelbuch herausbringen und meinen (ernsten) Roman um Opa Slavko weiter entwickeln.

Welche Erfahrungen hast du bei der Themenfindung, dem Schreiben und Vermarkten deines Buches gemacht? Hast du hier speziell einen Tipp für angehende Autoren?
Meine Geschichten entstehen oft aus meinem Alltag heraus. Manchmal ist es etwas Gehörtes, etwas Gesehenes oder etwas Erlebtes im Wartezimmer, beim Einkaufen oder während einer Zugfahrt, das meine Aufmerksamkeit erregt und das ich dann in einem kleinen Notizbüchlein festhalte. Nur wenig davon erscheint später wirklich genau so in einem Buch, aber es sind wertvolle Entwürfe, auf die ich immer wieder gerne zurückgreife. Manche werden zu kurzen Artikeln, die ich auf meinem Blog www.quergefönt.de und bei Facebook veröffentliche und andere verwebe ich zu Kurzgeschichten, die ich als eBook herausbringe (Henkersmahlzeit und andere Delikatessen, Lass mich Arzt, ich bin durch!). Und wenn ich noch mehr zu sagen habe, wird eben ein gedruckter Roman daraus.Franco Bollo
Schreiben ist für mich eine wunderbare Reise in meine innere Phantasiewelt. Dort bin ich frei von Beschränkungen und Erwartungen, alles ist denkbar. Meine Geschichten sind nicht vorher durchgeplant, sie entstehen zum großen Teil im Schreibprozess selbst. Ich bin immer wieder überrascht, welche Abenteuer meine Protagonisten auf den nächsten Seiten erleben, obwohl ich sie eigentlich kennen müsste, denn sie tragen deutlich autobiografische Züge.
Nirgendwo gibt es eine bessere Möglichkeit, sich und sein Buch zu vermarkten, als im direkten Kontakt zu den Lesern, wie etwa im Chat. Als Self-Publisher habe ich daher gute Erfahrungen gemacht, auf Social-Reading-Communities wie Lovelybooks präsent zu sein. Dort kann man auch als unbekannter Autor Leserunden und Buchverlosungen veranstalten, um neue Fans zu gewinnen, die im Idealfall das Buch weiterempfehlen. Viele positive Bewertungen und Rezensionen habe ich dadurch bekommen (das A und O in jedem Shop!), aber auch Autorenfreundschaften sind so entstanden.
Ein weiterer, ebenfalls kostenloser Baustein des Selbstmarketings ist, sich ein spannendes Autorenprofil, z.B. auf Amazon, zu erstellen, das das Interesse des Lesers weckt, ihn über Aktionen und Neuerscheinungen informiert und zum Buchshop weiterleitet.
Zusätzliche Resonanz kann man erreichen, wenn man gleichzeitig auch in anderen Newsgroups und Webforen veröffentlicht („Crossposting“).

Das alles kostet viel Mühe und Zeit, die mir leider häufig zum Schreiben fehlt. Daher überlasse ich den technischen Vertrieb und Verkauf meiner Bücher in den unterschiedlichen E-Commerce-Shops getrost Neobooks 😉

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