Ein Buchprojekt für Flüchtlinge

Fremdsein neobooks

Ein ganz wunderbares Buchprojekt hat die Journalistin Bianca Fritz ins Leben gerufen. Sie sammelt 15 verschiedene Geschichten, die zeigen, dass Fremdsein ein ganz universelles Gefühl ist. Von wem diese Geschichten stammen und was sie vor allem mit dem Erlös des Projektes vor hat, erzählt sie euch heute im Interview.

Dein Buch „Fremdsein“ ist ein ganz besonderes Projekt. Es versammelt insgesamt 15 Kurzgeschichten über das „Fremdsein“. Wie kamst du auf die Idee?

Fremdsein neobooks
Wer in ein anderes Land geht, fühlt sich oft fremd – anders als die anderen. Aber auch daheim bleiben schützt vor diesem Gefühl nicht. Es lauert im falschen Job, geht mit seltsamen Freunden ein und aus, tarnt sich als Krankheit oder Vorurteil. Fremdsein fühlt sich nach Isolation an – aber im Grunde ist es ein Gefühl, das verbindet, weil wir es alle kennen…

Ich habe im Herbst vergangenen Jahres einige schlaflose Nächte gehabt. Der Hass und die Angst gegenüber Flüchtlingen, der mir beispielsweise in den Kommentaren unter Artikeln zur Flüchtlingskrise entgegenschlug, hat mich entsetzt und ratlos gemacht. Das sind doch MENSCHEN, die da zu uns kommen. Ich wollte helfen – und wusste zunächst nicht wie. Und dann dachte ich mir, dass jeder vermutlich mit dem helfen sollte, wo seine Fähigkeiten liegen. Ich schreibe, ich redigiere. Und ich bin als Journalistin und Büchernärrin relativ gut vernetzt. All das wollte ich nutzen, und kam so auf die Idee mit der Kurzgeschichtensammlung für den guten Zweck.

Wie bist du an die einzelnen Geschichten gekommen? Von wem stammen sie?

Im Buch versammeln sich Geschichten von bekannten Autorinnen und Autoren wie Franz Hohler, Felicitas Pommerening und Patrick Tschan. Dazu kommen Geschichten von weniger Bekannten. Einige haben in „Fremdsein“ auch ihr Debüt. Ich habe für die Sammlung einfach ganz frech meine persönlichen Lieblingschriftsteller und -schriftstellerinnen angefragt. Bei vielen rannte ich offene Türen ein. Außerdem habe ich im Internet einen Aufruf gestartet und anschließend – teils gemeinsam mit zwei Lektorinnen und einem Lektoren – die Geschichten so ausgewählt, dass die Mischung stimmte.

Warum gerade „Fremdsein“? Was möchtest du den Lesern damit auf den Weg geben?

Ich möchte mit den Geschichten vermitteln, dass Fremdsein ein universelles Gefühl ist. Wir kennen es alle. Wir haben alle schon einmal die Erfahrung gemacht, dass wir uns irgendwie anders gefühlt haben. Egal, ob wir in einem anderen Land gewohnt haben, im falschen Job gearbeitet haben, oder eine Krankheit dafür sorgt, dass wir aus dem Raster fallen. Ich war selbst überrascht, welch vielfältigen Aspekte den Autorinnen und Autoren eingefallen sind, wie unterschiedlich sie das Thema interpretiert haben. Natürlich lässt sich die kleine Not unseres Fremdseins nicht mit der großen Not des Fremdseins von Flüchtlingen vergleichen. Das ist auch nicht die Absicht. Es hat aber einen gewissen Reiz, wenn solch unterschiedliche Geschichten nebeneinanderstehen. Jeder Lesende soll sich fragen: „Und wann habe ICH mich zuletzt fremd gefühlt?“. So können unser Mitgefühl und unser Verständnis wachsen. Fremdsein fühlt sich zunächst so an, als ob es uns trennt und isoliert. Wenn man aber genau hinsieht, verbindet es uns, weil wir es alle kennen.

Die Geschichten sollen nicht nur zum Nachdenken anregen. Vor allem mit dem Erlös deines Buchprojektes hast du etwas ganz Bestimmtes vor. Nämlich?

Bianca FritzJeder, der zu dieser Kurzgeschichtensammlung beigetragen hat, verzichtet auf seinen Anteil der Einnahmen. Und das waren viele, denn ohne die tollen Geschichten, sowie die professionelle Hilfe von Grafikern, Lektorat und Korrektorat hätte ich dieses Projekt sicher nicht geschafft. Sogar neobooks verzichtet auf seine üblichen 30 Prozent des Verkaufspreises und spendet dieses Geld ebenfalls! Die Spenden gehen zu gleichen Teilen an terre des hommes und World Vision Schweiz. Diese setzen es wiederum gezielt für Hilfsprojekte für Flüchtlingskinder ein und zwar rund um Syrien und auf der Balkanroute. So werden zum Beispiel Schutzzonen eingerichtet, in denen die Kinder malen und spielen – also einfach Kind sein können. Ich glaube fest daran, dass dies ihnen hilft, ihre Traumata von Krieg, Armut und Gewalt zu verarbeiten. Und unser Umgang mit den Flüchtlingskindern bestimmt ganz, wie wir in Zukunft als Gesellschaft zusammenleben.

Was würdest du dir für die Zukunft wünschen? Hast du weitere Buchprojekte in Planung?

Zunächst möchte ich die Printversion von „Fremdsein“ angehen und die ein oder andere Lesung planen. Ich habe selbst auch eine Kurzgeschichte zur Sammlung beigetragen und extrem viel gelernt bei diesem Buchprojekt. Sowohl über das literarische Schreiben, als auch über den Literaturbetrieb. Wie so viele Journalistinnen träume ich davon, einen Roman zu schreiben…irgendwann.

Liebe Bianca, vielen Dank für das tolle Interview. Und nicht nur wir finden deine Idee wundervoll und das Buch mit den vielen einzigartigen Geschichten lesenswert! Auch die badische Zeitung und der Südkurier berichten. Und hier findet ihr die Webseite zu dem Buch  www.fremdsein.net. Dort sind auch künftig alle Neuerungen zu finden.


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