Seit wann schreibst du schon?
Im Grunde, seit ich „buchstäblich“ schreiben kann, das hatte ich mir schon vor der Einschulung beigebracht. Die ersten Geschichten bestanden noch aus Bildern und wenigen Wörtern in Großbuchstaben, dann auch kurze Märchen oder Pumuckl-Ereignisse, nur ein paar Zeilen lang. Mehr weiß ich darüber nicht mehr.
In welchem Genre bewegte sich dein erster Schreibversuch?
Das „erste Mal“ kann ich nicht mehr festmachen. Es gab aber ein prägendes Erlebnis im Gymnasium, als ich eine Erzählung von Böll (oder Lenz?) einfach weiterschrieb und mein Deutschlehrer mich solange von den Hausaufgaben befreite. Das war also in doppelter Hinsicht angenehm und aufregend. Mein Versuch wurde anerkannt, nicht abgetan. Diesem Lehrer bin ich heute noch dankbar. So ein Verhalten war in den Siebzigern wirklich nicht selbstverständlich.
Wie lautet der Titel deiner ersten Geschichte und würdest du die Geschichte jemals veröffentlichen?
Diese „erste Geschichte“ gibt es nicht. Es gab aber so etwas wie die Rückkehr zur Prosa. Nachdem ich, meist in Teams, Drehbücher oder Filmstoffe entwickelt und dabei viel über Struktur und Dramaturgie gelernt hatte, wollte ich bei einem neuen Konzept für eine TV-Serie (das nie realisiert wurde) die Vorgeschichte der Hauptfiguren als echte Kurzgeschichte aufschreiben. Das Schreiben dieser Short Story brachte mir die Kraft der Sprache wieder mit voller Macht in Erinnerung, wie nur Prosa sie entwickeln kann. Die Story hieß übrigens „One Way Ticket“… Sie ergibt abseits des Serienkonzepts keinen Sinn, daher KEINE Veröffentlichung.
Welche Szenen schreibst du besonders gerne und welche gar nicht?
Da gibt es keine bestimmten Vorlieben oder Abneigungen. Notwendigkeit ist der Schlüssel, denke ich. Was nicht wirklich sein muss, braucht man auch nicht schreiben oder im Manuskript behalten. In „Salvatore“ gibt es eine Szene, die mich große Überwindung kostete. Wer den Roman kennt, weiß, welche ich meine.
Wo kommen dir die besten Ideen?
Beim Schreiben selbst und beim Nichtstun/Abwaschen/Gehen. Letztere sind tolle Problemlöser, wenn man durch Nachdenken nicht weiterkommt.
Planst du deine Geschichten oder schreibst du aus dem Bauch heraus?
Ich entwickle ziemlich rasch eine Grundidee/ -konstellation und -geschichte. Die kann sich noch verändern, aber ohne so etwas gehe ich an kein größeres Projekt.
Wer darf deine Geschichten als erstes lesen und warum gerade diese Person?
Es verhält sich genau anders herum. Ich habe das Glück, dass ich Menschen meine Manuskripte zu lesen geben darf, denen ich wirklich vertraue, sowohl fachlich wie menschlich. Nicht immer ist es dieselbe Person, aber es sind wenige, denn größere Projekte zeigt man nicht so einfach herum. Freunde, die sich nicht gut auskennen oder sowieso alles toll finden, was man schreibt, sind dafür nicht geeignet. Wenn ich selbst gefragt werde, sage ich auch, was ich an der Arbeit eines anderen gut, und was ich problematisch finde, und versuche, das zu begründen und wenn möglich Vorschläge zu machen. Kurzgeschichten aber stelle ich oft taufrisch auf der Offenen Lesebühne zur Diskussion.
Brauchst du zum Schreiben das Internet?
Oft, denn ich habe meist viel zu recherchieren. Trotzdem sitze ich auch manchmal in Bibliotheken (und genieße es!). Ich würde gern öfter persönlich durch Zeit und Raum reisen, aber schon ein Kurztrip z.B. in die französische Restaurationszeit ist echt unerschwinglich.
Schreibst du auf Papier oder am Computer?
Ich KANN mit der Hand gar nicht mehr zügig schreiben!
„Schreibst du auf Papier oder am Computer?
Ich KANN mit der Hand gar nicht mehr zügig schreiben“
Schade, dabei hattest Du in der Zeit am Gymnasium als Chefredakteur so eine markante Handschrift. ☺
G. Scherer
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