Autoren treffen Autoren: Markus Heitz und Anne Hertz plaudern aus dem Nähkästchen

Auf der Buchmesse haben sich die Droemer Knaur-Bestsellerautoren Markus Heitz und Anne Hertz den Fragen der neobook’ler zum Thema „Wie schreibe ich einen Roman?“ gestellt. Wir haben mitgeschrieben und möchten euch diese Tipps zum Schreiben nicht vorenthalten.

Am Anfang war das Notizbuch… Zumindest bei Markus Heitz! Markus Heitz nimmt sein Büchlein überall mit hin, um spontane Ideen sofort notieren zu können. Ganz wichtig für ihn ist dabei, dass der innere Kritiker in diesen Momenten ausgeschaltet wird. Das heißt: alles, was ihm einfällt, wird notiert. Warum ist das Notizbuch überhaupt so wichtig: Weil der Mensch vergisst! Stellt euch vor, ihr habt einen genialen Einfall für einen Plot und gerade nichts zu schreiben dabei – und als Stift und Papier in Reichweite sind, habt ihr die Idee vergessen. Ist Markus Heitz übrigens auch schon passiert… Dank dem Notizbuch, geschieht das nicht mehr.

Erst im zweiten Schritt prüft Markus Heitz seine Ideen: Welche davon ist stark genug für einen ganzen Roman? Welche ist gut für eine Kurzgeschichte? Vielleicht trägt eine Idee keinen ganzen Roman, kann aber gut in einer bestimmten Szene eines Werkes eingesetzt werden?

Neben dem allgegenwärtigen Notizbuch ist für Markus Heitz ein Exposé eine wichtige Grundlage für einen Roman. Erst wenn die Geschichte vollständig durchgeplotet ist, beginnt das eigentliche Schreiben. Das Exposé dient ihm als Schreibplan, an den er sich aber nicht zwangsläufig stoisch hält.

Zum Thema Charaktere hat Markus Heitz folgenden Tipp gegeben: Stellt man sich seine Figur als einen Prominenten vor – Schauspieler sind oft seine Vorbilder – fällt es leichter mit ihm zu arbeiten, sich ein ungefähres Bild von der Figur zu machen. Generell gilt aber: Die Protagonisten gehören dem Autor, er bestimmt wo es lang geht. Der Autor legt die Charaktere an die Leine – wie einen Hund. Genau wie der Hund dürfen sie sich ein stückweit selbst entwickeln, ihren Weg gehen – so lang wie die Leine eben ist – aber die Richtung in die es geht, bestimmt der Hundehalter bzw. der Autor.
Markus Heitz entwickelt übrigens immer zunächst den Plot und schafft dann die passenden Charaktere dazu – nicht umgekehrt.

Zur Frage, ob auch die netten, sympathischen Figuren sterben dürfen, sagte Heitz: „10% Verlust sind normal – auch die Guten müssen bluten!“

Testleser sind ein weiteres zentrales Thema. Markus Heitz gibt seine Texte in der Regel drei Testlesern. Sie helfen ihm, die Stellen zu finden, an denen der Autor mehr weiß als der Leser. Denn das passiert auch hin und wieder: Der Autor hat die Szenen schon so oft im Kopf durchgespielt, dass er genau weiß, was passiert – und dann ‚vergisst’ er es genau so hinzuschreiben. Testleser stolpern über diese Stellen, weil sie sie nicht verstehen (können). Deswegen sind sie für den Autor auch so wichtig.

Zum Schluss beantwortete Markus Heitz noch die Frage nach dem Ende: Offen oder geschlossen? Seiner Erfahrung nach wünscht sich der Mehrheit der Leser ein geschlossenes Ende, will wissen wie die Geschichte ausgeht und alles erklärt haben. Geheimnisse sind unbeliebt. Er selber findet offene Enden jedoch großartig. Sein Fazit: Der Text ist die Geschichte des Autors – man kann und soll es nicht immer allen Lesern Recht machen.

Die Schwestern Frauke Scheunemann und Wiebke Lorenz alias Anne Hertz erzählten den Neobooklern, wie sie überhaupt zum Romane schreiben kamen. Angefangen haben die beiden nämlich im Ratgeberbereich (sie hatten zunächst einen Auftrag für ein „lustiges Kochbuch“) und erst nach und nach festigte sich die Idee, es doch einmal mit einem Unterhaltungsroman zu versuchen.
Außerdem gaben beide Auskunft darüber, wie sie das Schreiben zu zweit organisieren. Beim ersten Roman schrieben sie noch aus verschiedenen Perspektiven und Wiebke übernahm den weiblichen, Frauke den männlichen Protagonisten. Mittlerweile aber verteilen sie die Kapitel untereinander und schreiben gleichzeitig an einem Roman. Abends werden die so entstandenen Texte getauscht und gegenseitig überarbeitet, damit das Buch hinterher auch „aus einem Guss“ ist.
Ihr Tipp für Nachwuchsautoren: sich vor allem um die Dramaturgie des Werkes Gedanken machen. Hier kann man ihrer Ansicht nach vom Fernsehen viel lernen. Daher ihre Buchempfehlung: „Die Kunst des Drehbuchlesens“ von Oliver Schütte.


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